Wenn wir die Augen schließen und lauschen, dann merken wir, wie wir von Tönen, Klängen und Geräuschen umgeben sind. Wir baden ständig in Klängen auch wenn uns dies nicht so bewusst ist. Klänge verschiedenster Lebensräume haben uns in unserer Entwicklung begleitet und geformt. Am Anfang lebten wir in dem Klangraum Mutterleib, später im Klangraum Elternhaus, Natur, Dorf oder Stadt. Jeder Ort, jedes Zimmer auch der eigne Körper haben ihren spezifischen Klang. Manche Weise sprechen sogar vom kosmischen Klangraum mit seinen Spährenklängen. Sie sind überzeugt, dass die Welt der Erscheinungen aus Klang geworden ist.
Durch das Hören der Klänge erschließt sich uns die Welt und zwar nicht erst nach der Geburt, sondern schon im Mutterleib. Das Hören leistet so einen wichtigen Beitrag in unserer Selbstwerdung. Von den Ohren hängt mit ab, ob wir zu einem guten Gleichgewicht und harmonischen Bewegungsabläufen finden. Sie geben uns Orientierung und entscheiden über Entwicklung und Vermögen des individuellen Ausdrucks in unserer Stimme und Sprache.
Der französische Hals-Nasen-Ohren-Arzt Professor Dr. Alfred A. Tomatis hat die Wechselwirkungen zwischen Hören, Psyche, Körper und Stimme erforscht. Er hat einen neuen Wissenschaftszweig begründet, die Audio-Psycho-Phonologie. Er formulierte wichtige Erkenntnisse: Das Ohr als...
Der Mensch hört bereits drei Monate vor seiner Geburt. Schon zu dieser Zeit ist das Ohr voll ausgebildet und der Hörnerv beginnt "online" zu gehen. Besonders wichtig für das Kind im Mutterleib ist, neben dem Herzschlag und Atemrhythmus, die Stimme der Mutter. Der Fetus nimmt genau ihre Melodie, ihren Rhythmus, ihre Stimmung wahr und reagiert darauf.
Zum ersten Mal entscheidet sich:
Will ich hören?
Kann ich vertrauen?
Oder muss ich mich schützen?
Im Innenohr sind auf engstem Raum zwei Sinnessysteme untrennbar miteinander verbunden: Erstens die Hörschnecke, die die Aufgabe hat, Schallwellen aufzunehmen und energetische Impulse weiterzuleiten. Zweitens im gleichen Knochen eingelagert das Gleichgewichtsorgan. Dieses ist an der Steuerung aller Skelettmuskeln des Körpers beteiligt. Es ist mitverantwortlich für die Körperhaltung, das Körperbild und die Orientierung im Raum, die Fein- und Grobmotorik.
Vor allem das Hören rhythmisch betonter, tiefer Frequenzen löst eine Mitreaktion im Gleichgewichtssystem und im Kleinhirn aus.
Über das Ohr mittels Musik können wir also auch die Körpermotorik beeinflussen.
Obertonreiche Musik hat eine die Bewusstseinswachheit stimulierende Wirkung. Wer einmal in einem Gongkonzert war, weiß darum.
Wenn Musik zur Stille hin sich öffnet, dann können Türen zum Un- und Überbewussten aufgehen. Eintieferes Verständnis des eigenen Menschseins wird zugänglich.
Ein ausführliches Vorgespräch und ein auf die Methode zugeschnittenes Hörprofil sind die Grundlagen einer Behandlung.
Bei der Hörtherapie werden im Prinzip die wichtigen Entwicklungsschritte der Hörwahrnehmung und damit auch der psychischen Entwicklung nachvollzogen. Das Ohr des Fetus im Mutterleib nimmt die Töne und Klänge sowohl durch das Fruchtwasser als auch über die Wirbelsäule und das Becken der Mutter wahr. Verschiedene Frequenzspektren werden auf diese Weise übertragen und haben ihre eigene Erlebniswelt. Erst nach der Geburt vollzieht sich die das Hören über die Luft, mit der Luft als Übertragungsmedium.
In den ersten Therapiephasen hört man über Spezialkopfhörer nach einem individuellen Programm elektronisch veränderte Musik von Mozart und dann eine Aufnahme der Stimme der eigenen Mutter, so wie man sie im Mutterleib wahrgenommen hat. Kinder und Erwachsene können währenddessen spielen, kreativ gestalten, träumen, schlafen. Aktive Behandlungsabschnitte werden im Laufe der Therapie eingeflochten. Man liest, summt oder singt in ein Mikrofon und hört seine eigene Stimme auf eine korrigierte, »ideale« Art und Weise.
Der starke »Input« des gefilterten Hörens drängt nach einem Ausdruck: Viele fühlen sich zum Malen angeregt. Bei anderen intensiviert sich Traumerinnerung oder Körperwahrnehmung. Erinnerungen aus früheren Lebensabschnitten sind zugänglicher und das assoziative Denken ist erleichtert. Ein psychischer Entwicklungsprozess wird ausgelöst und in therapeutischen Gesprächen begleitet. Die Behandlungsergebnisse werden zudem durch ein erneutes Hörprofil überprüft.